Theater trifft ... den Städtepartnerschaftsverein am 9.12.2017

Theater trifft ... den Städtepartnerschaftsverein am 9.12.2017

Wie viel Macbeth steckt in uns?

Bei der Podiumsdiskussion im Rahmen der vergangenen „Theater trifft…“- Veranstaltung am 09. Dezember im Anschluss an die Vorstellung von MACBETH, bei dem vier Diskutanten aus Landes- und Regionalpolitik geladen waren, nahm das Thema Macht eine zentrale Rolle ein. Inwiefern sind die Vorgehensweisen des skrupellosen und machtgierenden Ehepaars Macbeths auch in unserer heutigen Zeit in Politik und Wirtschaft wiederzufinden?

Diese und ähnliche Fragen wurden dem ehemalige Landtagsabgeordnete Claus Schmiedel (SPD), Bundestagsabgeordneter Roderich Kiesewetter (CDU), Aalens OB Thilo Rentschler und Gemeinderat und Vorsitzender des Städtepartnerschaftsvereins Hermann Schludi (SPD) gestellt.

Obwohl es zwar in heutigen politischen Entscheidungsfindungen mehr um das Netzwerken, Verbündete suchen und Mehrheiten bilden gehe, sei das Macbeth Erbe durchaus noch präsent und spürbar, wenn man an aktuelle Entwicklungen in der internationalen Politik, wie Trump oder den Brexit denkt, konstatiert Schludi. Auch werden die demokratischen Entscheidungsprozesse heute viel stärker beobachtet und durchleuchtet, was derartige Vorgehensweisen eindämmt, beschreibt Aalenens OB Rentschler mit Hinblick auf den Gemeinderat und seine Arbeit. Da es dennoch internationale Tendenzen gibt, die an Zeiten Macbehts erinnern: Wie kann einer „Macbethisierung“ entgegengewirkt werden? In der internationalen Politik gebe es viele Interessenskonflikte. Dabei sei es wichtig, dass man sich an gemeinsame Regeln hält, was aber zunehmend verkommt, wenn man an Putin oder Trump denkt, der mit seinen Handlungen, wie beispielsweise im Fall Nordkorea oder Israel, dazu beiträgt, dass sich die internationale Lage zuspitzt. Deshalb sei es von zentraler Bedeutung, dass wir uns in der deutschen Außenpolitik sehr anstrengen, um keine Macbethisierung in der europäischen Politik zu bekommen, sieht Kiesewetter eine Möglichkeit bzw. Dringlichkeit, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Zudem sei es wichtig, die Jugend für solche Themen zu sensibilisieren. Auf die Forderung von Herrn Rentschler nach mehr Gemeinschafts- und Geschichtsunterricht sowie die Anregung zum Diskurs in Schulen, gab es aus dem Publikum rege Zustimmung.

Macbeth und Lady Macbeth sind Zocker und lieben das Strategiespiel. Wie wichtig ist die Lust am Spiel in der Politik? Wie entscheidend sind die Inhalte? Unser Leben ist oft sehr stark am Haben orientiert, doch in der Politik gehe es vor allem darum der nachfolgenden Generation etwas zu hinterlassen, beschreibt Kiesewetter seine Intensionen und verortet seine Arbeit auf der Seite des Seins. Eine sehr stark Ich-bezogene Politik, die weniger die Inhalte im Blick hat, gebe es auch heute noch, wenn man an die Türkei oder Ungarn denkt. In einem demokratischen System trägt man als Politiker aber die Regierungsverantwortung für alle Bürgerinnen und Bürger, unterscheidet Claus Schmiedel. Auf einen spannenden Aspekt in Hinblick auch die Inszenierung weist auch Hermann Schludi hin. Das zentrale an Puppen sei, dass sie in ein Spiel getrieben werden, ohne es selbst zu durchschauen. Früher gab es derartige Marionetten in der Politik, heute jedoch existieren zu viele Mechanismen in der demokratischen Gesellschaft, die derartige Lenkungsversuche verhindern würden.

Teilweise kontrovers diskutiert wurde auch der von Hermann Schludi angesprochene Vertrauensschwund in die Politik. Man müsse sich aber auch fragen, warum einem niemand mehr vertraut, kam eine Wortmeldung aus dem Publikum. Schludi sehe den Grund für das fehlende Vertrauen vor allem auch in der unglaublichen Informationsvielfalt die uns täglich umgibt und verhindere, dass Vertrauen überhaupt aufgebaut werden könne. Politiker sind keine Übermenschen und haben auch Fehler. Zudem könne man es nie jedem einzelnen recht machen. Das Ziel der Politik sei das Gemeinwohl und nicht das Durchsetzten von Einzelinteressen, fügt Rentschler hinzu.

Am Ende der Diskussion stand der Gedanke, dass sich das Theater und die Politik womöglich ähnlicher sind, als man denkt. Beide Institutionen suchen den Diskurs und versuchen Utopien zu entwerfen.