Theater trifft ... Dr. Karl Franke am 22.10.2017

Theater trifft ... Dr. Karl Franke am 22.10.2017

Zwischentöne finden im Kampf polarisierter Meinungen

Beim letzten „Theater trifft…“ am 22. Oktober 2017 konnten Dr. Karl Franke und Tonio Kleinknecht gemeinsam mit den Zuschauer*innen im Anschluss an die Vorstellung von „Viel gut essen“ über auftretende Fragen und Gedanken zum Stück ins Gespräch kommen und sich darüber austauschen.

Wir leben in einem Land in dem wir frei unsere Meinung kundtun dürfen. Doch warum sehen sich Menschen, wie auch der Protagonist in dem Stück „Viel gut essen“ dazu genötigt hinter eine Meinungsäußerung den Satz „Das wird man wohl noch sagen dürfen“ zu stellen? Diese und ähnliche Fragen baten Stoff für Diskussion beim vergangenen „Theater trifft…“, der Veranstaltungsreihe des Theaters der Stadt Aalen, bei dem im Anschluss an die Theatervorstellung mit Expert*innen diskutiert wird.

Als Podiumsgast war dieses Mal Dr. Karl Franke geladen. Dr. Franke ist neben seiner Beschäftigung als Rechtsanwalt und ehemaligem Mitglied im Gemeinderat Aalen auch leidenschaftlicher Hobbykoch. Da Kochen und Politik bzw. Meinungen zu Politik und Gesellschaft in dem Stück „Viel gut essen“ eine essentielle Rolle einnehmen und in dem Solostück von Sibylle Berg von dem Schauspieler Philipp Dürschmied engverschränkt vorgeführt werden, schien Dr. Franke ein perfekter Podiumsgast. Erfreulicherweise sind einige Zuschauer*innen der Einladung gefolgt im Anschluss an die Vorstellung zu bleiben und es entstand eine anregende Gesprächsrunde mit spannenden Fragen und Statements.

Einig war sich das Publikum, den Protagonisten des Stücks eher als einen armen, frustrierten Tropf zu sehen, der Angst hat, als ihn als einzigen Idiot abzustempeln. Auf die Frage, wo es sich die Figur zu einfach mache, entgegnete Herr Franke mit den Worten, dass der Protagonist seine persönlichen Probleme mit Frau, Kind und Arbeit zu sehr in Verbindung mit gesellschaftlichen Problemen setze, immer einen Schuldigen suche und ihm jegliche Fähigkeit zur Selbstreflexion fehlen würde. Die Komplexität der Welt macht dem Protagonisten zu schaffen und einfache Antworten finden sich dann meist schneller als differenzierte Erklärungen für Probleme. Doch wie umgehen mit dieser Verkürzung von Informationen und der zunehmenden Polarisierung von Meinungen? Darauf hat auch Dr. Franke keine alles lösende Antwort, doch sieht er eine Chance in einer größeren Bürgerbeteiligung, um die Menschen und ihre Interessen wieder stärker mit der Politik zusammen zu bringen und Austausch- und Verständigungsmöglichkeiten zu finden. Generell sei es wichtig die Zwischentöne zu finden und eine differenzierte Auseinandersetzung mit Themen zu suchen und zu fördern. Dabei sieht sich vor allem auch das Theater in der Verantwortung diesen Austausch und diesen Raum für Reflexion und differenzierte Auseinandersetzung mit komplexen Themen zu eröffnen, so der Intendant Tonio Kleinknecht.